Warum es keinen Feind des Menschen gibt

Allgemeine Begründung

Der ‚Feind‘ des Menschen ist nichts mehr als eine Idee, denn der Begriff ‚Feind‘ ist ein Begriff ohne direkten Realitätsbezug – so wie auch ‚Monster‘ in einer Phantasiewelt existieren, aber nicht real. Der Gebrauch des Begriffs hat dagegen reale Auswirkungen, da die Phantasiewelt die reale Welt überlagert. Jeder von uns lebt gleichzeitig in diesen beiden Welten, wobei für zusätzliche Verwirrung sorgt, dass einige Worte der Phantasiewelt einen eindeutigen Bezug zur realen Welt haben und andere nicht. So ist ‚Baum‘ eindeutig definiert: man kann genau sagen, ob etwas ein Baum ist oder nicht. Beim Begriff ‚Feind‘ fällt dies schwer – eben weil er nicht eindeutig der realen Welt zugeordnet ist.

Fazit: Es gibt keinen Feind des Menschen.

Spezielle Begründung

Auch wenn es keinen Feind des Menschen gibt, so gibt es sehr wohl Feindbilder. Einige Feindbilder haben sich durch stete Wiederholung stark im menschlichen Bewusstsein eingeprägt, dass sie als sehr real wahr genommen werden.  Deshalb soll an einigen Beispielen gezeigt werden, dass diese Feindbilder tatsächlich nur Gedankenkonstrukte sind.

Beispiele von Feindbildern

ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Gruppe

  • In der Geschichte gab es immmer wieder Völker oder Gruppen, die in Feindschaft zueinander gelebt haben. Dabei gibt es dazu keinen Grund, wenn man die Grundregel des Zusammenlebens beachtet: ‚was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu‘. Da sich Völker durch die Sprache unterscheiden und Gruppen durch die Erziehung, die sie genießen bzw. Geschichten, die man ihnen erzählt, sind diese Unterschiede in keinem Fall genetischer Natur. Eine evtl. Feindschaft ist daher stets ein Produkt der Phantasie. Sie muss gepflegt werden. Ohne diese Pflege hört sie auf zu existieren.

menschliche Eigenschaften wie Gier, Wollust, …

  • Immer wieder haben Kirchenvertreter in der Vergangenheit die Schuld des Menschen thematisiert – sowohl als Urschuld als auch als persönliche Schuld. Menschliche Eigenschaften wie Gier, Wollust,… wurden den Menschen zum Vorwurf gemacht. Der Mensch hatte sich vor Gott schuldig gemacht und der Kirche kam die Aufgabe zu, sich um dieses Schuldverhältnis stellvertretend für Gott zu kümmern. Eine persönliche Schuld schien dabei unvermeidbar und eine Erlösung nur durch Beichte und Buße erreichbar. Dabei ist eine einfache Lösung zur Vermeidung schuldhaften Verhaltens in der Bibel bereits enthalten: ‚führe uns nicht in Versuchung‘. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Mensch zwar Entscheidungsfreiheit besitzt, aber letztlich doch immer der Versuchung nur bis zu einem gewissen Grade widerstehen kann: ‚der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach‘. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass wir uns Regeln geben sollten, mit denen die negativen Eigenschaften des Menschen so wenig wie möglich provoziert werden, denn ändern lassen sie sich nicht.

der Mensch

  • Der Ball ist nicht der Feind des Balles, das Pferd ist nicht der Feind des Pferdes und der Mensch ist nicht der Feind des Menschen. Menschen, die so etwas behaupten, laufen Gefahr ein sehr (selbst-)zerstörerisches Programm zu verinnerlichen.

Ausblick

Der Frage ‚gibt es einen Feind des Menschen?‘ liegt aber ein nachvollziehbares Motiv zugrunde: man möchte Unbill vermeiden.

Die Hoffnung ist, dass nach Beseitigung/Unterdrückung des Feindes die Welt eine bessere ist und man versucht dies in der realen Welt zu tun, indem man menschliche Gruppen, menschliche Eigenschaften oder auch Menschen zu bekämpfen versucht – ein unsinniger Weg.

Dagegen ist die Welt der Worte, die Welt der Gedanken, die Welt der Regeln, die Welt der Systeme die Welt, die wir verändern können. So kann die Lösung nur darin bestehen, die Regeln unseres Zusammenlebens zu verändern – also die Systeme zu verändern:

  • das Staatssystem
  • das Kirchensystem
  • das Informationssystem
  • das Erziehungssystem

Alle diese Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit Macht zu tun haben und sie deswegen selten objektiv diskutiert werden, weil mit jeder Diskussion eines bestehenden Systems auch die Machtfrage gestellt wird. Aus dem gleichen Grund werden Ziele und Maßnahmen selten offen und transparent formuliert, denn auch hier spielen Machtfragen eine Rolle, denn mit der positiven Darstellung von erfolgten Maßnahmen sind oft politische Karrieren und die nicht transparent gemachten Interessen von Lobbygruppen verbunden.

Folgerungen

Wie mit dieser Situation besser umgegangen werden kann, soll anhand von zwei Thesen und den daraus resultierenden Folgerungen dargestellt werden

  • These: der Mensch kann nicht mit Macht umgehen
    • Folgerung: um Systeme stetig zu verbessern zu können, ist die Macht zentraler Systempositionen zu reduzieren
  • These: ohne Ziele kein Erfolg
    • Folgerung: Abstimmung über anzustrebende Ziele und Definition von Erfolgskriterien

Dieser Ansatz scheint erfolgversprechender als den Austausch von Machthabern zu propagieren. Es ändern sich lediglich einige Regeln. Die Strukturen bleiben bestehen. Am Beispiel des Staatssystems könnte dies u.a. Einführung von Volksabstimmungen bedeuten.

Zusammenfassung

Es gibt keinen absoluten Feind des Menschen. Es gibt Systeme, die in ihren Eigenschaften mehr oder weniger menschenfeindlich sind. Die Definition der Systeme, mit denen wir leben wollen, liegt letztlich an uns.

Wie geht es weiter

Das können wir tun

  1. Diesen Beitrag teilen, denn eine Verbesserung kann nur gemeinsam gelingen.
  2. Systeme identifizieren mit Verbesserungspotential.
  3. Schritt für Schritt an der System-Verbesserung arbeiten.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Kontakt

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